TIEFGARAGE KASTNER & ÖHLER
NNF 17.500 m2
Stellplätze 500
Erdaushub rd. 65.000 m3
Projektpartner Architekturbüro Szyszkowitz-Kowalski + Partner ZT GmbH; Wendl ZT GmbH
Für internationales Aufsehen sorgte der Bau der Tiefgarage des Grazer Warenhauses Kastner & Öhler. Eine 25 m tiefe Baugrube unter historischen Gebäuden eröffnete spektakuläre Einblicke. Ungewöhnliche Konstruktionen und Bauzustände zogen sowohl interessierte Experten aus der ganzen Welt als auch neugierige Laien an. Die Folge war ein regelrechter Baustellen-Tourismus. Somit hatte Graz von 2001 bis 2003 eine Sehenswürdigkeit mehr. Â
Dank der smarten Architektur ist die Tiefgarage noch heute ein Blickfang und gilt als Vorzeigeprojekt. Die einladende Gestaltung macht bereits die Einfahrt zu einem Teil des Einkaufserlebnisses. Leicht abfallende Rampen vermitteln nicht nur Eleganz, sondern erleichtern auch die Parkplatzsuche. In der Gesamtwirkung strahlt die Garage also Leichtigkeit aus. Dem Besucher wird dadurch nicht bewusst, welch komplexe Ingenieurleistungen der Eisner ZT GmbH dahinterstecken – und wie groß der Mut der Geschäftsführung von Kastner & Öhler war, der die Umsetzung erst ermöglichte.Â
MEHR ÃœBER DAS PROJEKT
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KOMPLEXE HERAUSFORDERUNGEN
Die Eisner ZT GmbH war für die statisch-konstruktive Bearbeitung und Örtliche Bauaufsicht verantwortlich. Das Projekt gilt als eines der kompliziertesten Ingenieurbauwerke in ganz Europa. Grund für das Interesse der Branche an den Bauphasen waren die vielfältigen Herausforderungen, die damit in Verbindung standen. So musste die Tiefgarage unter denkmalgeschützten Bestandsgebäuden errichtet werden – bei Aufrechterhaltung sowohl des Geschäftsbetriebs als auch der Warenbewirtschaftung und des öffentlichen Verkehrs. Der Platz in der Altstadt war extrem beengt, die Bauzeit sehr kurz.Â
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BAUTECHNISCHE BESONDERHEITEN
Hinzu kamen bautechnische Besonderheiten. Notwendig war eine Baugrubenumschließung mittels einer Kombination verschiedener Spezialtiefbaumaßnahmen. Die Tiefgaragensohle lag rund 20 m unter dem Terrain und 12 m unter dem Grundwasserspiegel. Auf die Garage und die Gebäude wirken extrem hohe Auftriebskräfte. Außerdem mussten Kabel, Fernwärmeleitungen sowie der Hauptsammler des Kanals der Stadt Graz verlegt werden.Â
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EINZIGARTIGES VERFAHREN
Die Eisner ZT GmbH entwickelte für das Projekt ein einzigartiges Verfahren. Der erste Schritt war die Planung von 33 provisorischen Bohrpfählen mit je 90 cm Durchmesser und teils bis zu 25 m Länge. Stahlbetonstreichträger verstärkten die denkmalgeschützten Objekte an den Außen- und Innenseiten der Mauern. Sie lagen auf Stahlbetonhauptträgern auf, die unter den Gebäuden durchführten. Die Last übernahmen dann die errichteten Bohrpfähle außerhalb der Gebäude.Â
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AUFSEHENERREGENDE BAUGRUBE
Beim anschließenden Aushub wurden 65.000 m3 Erde abtransportiert. Eine 24 m tiefe, aufsehenerregende Baugrube entstand, in die nun die 5-geschoßige Tiefgarage hineingebaut werden konnte. Dabei mussten die Bohrpfähle ausgespart werden, die in keinem Zusammenhang mit den Stützlagern der Garage standen. Letzte ingenieurstechnische Herausforderung war es, die Bestandsgebäudelast mittels hydraulischer Pressen von den Bohrpfählen auf die neue Tiefgarage zu übertragen. Abschließend wurden die 33 Bohrpfähle wieder Stück für Stück entfernt.
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WEITERE MASSNAHMEN
Aushub und Bau wurden von zusätzlichen Maßnahmen begleitet. Ein vollautomatisiertes Monitoring der Bestandsgebäude hätte sofort auf Setzungen und Planabweichungen hingewiesen. Zur Baugrubensicherung wurde auf der Seite des Murflusses eine Bohrpfahlwand errichtet. Eine Hochdruck-Bodenvermörtelung sicherte die Gebäude sowie auch Nachbarobjekte, hinzu kamen Spritzbetonsicherungen und Kleinbohrpfähle. Stark wasserführende Bodenschichten und der hohe Grundwasserpegel erforderten umfassende Abdichtungsinjektionen. Verschiedene Vorkehrungen, etwa eine Schwerbeton-Bodenplatte, sichern die Tiefgarage gegen Auftrieb.Â
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AUSZEICHNUNGEN
Im Oktober 2003 wurde der höchst erfolgreich abgeschlossene Bau übergeben – und seither mehrfach ausgezeichnet.
- Platz beim Ingenieurpreis in der Kategorie Kombinationsprojekte “Bauen in Beton” 2004
Nominierung für den Staatspreis Consulting in der Kategorie “Ingenieurconsulting” 2005
- Platz beim ZT-Award in der Kategorie “Bestes Infrastruktur- und Tiefbauprojekt” 2009 für die Tiefgaragenerweiterung